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Sprecherin für die Region Altbayern und Schwaben: Eva von Steinburg im Interview

Aus der Reihe: Unsere Regionalsprecherinnen und Regionalsprecher stellen sich vor

Frau von Steinburg, was ist Ihr brasilianisches Lieblingslied? Was verbinden Sie mit diesem Lied?

Caetano Veloso hat es komponiert, getextet und singt es in einer unvergleichlich zärtlichen Art: „O Leãozinho“, der junge Löwe der am frühen Morgen Meeresstrand mit den Wellen spielt und seine nasse Mähne ausschüttelt. Caetanos aufrichtige und junge Stimme gibt mir Optimismus. Das poetische Lied steht für brasilianische Leichtigkeit.

 

Welcher ist für Sie der schönste Ort in Brasilien? Was haben Sie dort erlebt?

Als „Cidade maravilhosa“ bleibt Rio de Janeiro die spektakulärste Stadt der Welt. Das tropische Flair, die Verbindung von Großstadtkultur mit Urwaldvegetation und dem weiten blauen Ozean ist berauschend. Die extremen Kontraste zwischen Arm und Reich liegen hier offen – und beschäftigen unweigerlich Herz und Kopf. Ich kenne in Rio Filmschaffende, besuche kleine Theater, Freiluftkonzerte, Rodas de Choro mit Tanz. Silvester 2000 an der Copacabana durfte ich eine Verbrüderungsstimmung erleben, wie ich sie nur unter Brasilianern kenne. Rio vereint für mich ganz Brasilien in sich.

 

Was ist Ihr liebstes brasilianisches Buch? Was macht es für Sie so besonders?

Bis jetzt habe ich diesen Roman leider nur auf Deutsch gelesen: Bei Suhrkamp ist „Flut“ von Daniel Galera erschienen. Der Autor aus Porto Alegre erzählt eine Geschichte voller Rätsel über einen jungen Mann, der ein Familiengeheimnis zu ergründen versucht. Daniel Galera habe ich 2013 als Journalistin interviewt, als Brasilien Gastland der Frankfurter Buchmesse war. Ich bewundere ebenfalls Luiz Ruffato, Lya Luft, Paulo Scott und Lilia Moritz Schwarcz. Auf neue brasilianische Literatur bin ich sehr neugierig.

Welches ist Ihr brasilianisches Lieblingsgericht

Der Klassiker, eine Feijodada completa mit Orangenscheiben und Farofa, ist definitiv mein Lieblingsgericht, dazu noch Palmitosalat. Wahrscheinlich darf man es gar nicht sagen, doch eine exotische Geschmacksexplosion auf einer Reise war gegrillter Krokodilschwanz (Herkunft aus Zucht) im Öko-Tourismus-Paradies Bonito im Pantanal von Mato Grosso do Sul.

 

Welchen brasilianischen Film halten Sie für den besten und warum?

Vor dieser Telenovela hing in meiner Kindheit in Curitiba die Familie vor dem Fernseher: Die Sklavin Isaura ist Kult. Die Tragödie der Sklaverei in Brasilien wird eindringlich und brutal vermittelt. Dieser Novela-Klassiker hat meine Sensibilität für Ungleichheit und Unrecht geschärft – und meine Wahrnehmung der brasilianischen Gesellschaft geprägt. 40 Jahre später habe ich eine DVD-Sammlung der Sklavin Isaura geschenkt bekommen. Die Serie ist weiterhin packend und eine Empfehlung für Brasilien-Interessierte.

 

Warum ist die DBG in Ihrer Region wichtig?

München mit seinen multinationalen Unternehmen und renommierten Universitäten hat besonders in der Vergangenheit Fachkräfte zum Auslandseinsatz nach Brasilien entsandt. Es gibt Hochschulkooperationen. Zurück in Bayern bietet ihnen die DBG eine Anlaufstelle für ihre Brasilienleidenschaft. Umgekehrt ist die DBG für Brasilianerinnen und Brasilianer, die in Deutschland leben und arbeiten ein Ort, um sich mit bilateralen Projekten vorzustellen und um Freundschaften auszubauen.

Was sind die Aktivitäten der brasilianischen-deutschen Community in Ihrer Region?

Zu einem After-Work-Treffen mehrmals im Jahr treffen wir uns in einem extra Raum des Lokals „Herrschaftszeiten“. Dort sind wir ganz für uns. Es geht dabei um ein lockeres Kennenlernen und auch berufliches Networking. DBG-Mitglieder und Gäste stellen sich und ihre deutsch-brasilianischen Themen vor. Weitere Aktivitäten: DBG-Firmenmitglied Brainlab hat 2025 zu einer Führung durch die eigene Ausstellung brasilianischer Künstlerinnen eingeladen. Die DBG hat zwei künstlerisch wertvolle brasilianische Kinofilme gezeigt. Es gab einen gemeinsamen Oktoberfestbesuch.

 

Was ist Ihr nächstes Vorhaben in der Region?

Wir besuchen die brasilianische Kaffeerösterei KaffeArt von unserem Mitglied Karin Liebler in Augsburg (9. Mai). Im Juli planen wir ein kleines Sommerfest. Im November soll ein Treffen brasilianischer Unternehmerinnen aus der Region in München stattfinden. Es wäre schön, dadurch Mitglieder zu gewinnen.

 

Liebe Frau von Steinburg, wir danken Ihnen herzlich für das Interview und Ihr Engagement für die deutsch-brasilianische Freundschaft!

Eva von Steinburg arbeitet als Journalistin und lebt in München.