Literatur
Annähernd die Hälfte aller in Lateinamerika erscheinenden Einzeltitel stammen aus der Feder brasilianischer Schriftsteller (Lyriker, Erzähler, Bühnenautoren und Essayisten).
Die brasilianische Literatur entwickelte sich in etwa parallel zur Landesgeschichte und gliedert sich in die Literatur der Kolonial- und beginnenden Kaiserzeit (1500-1830) und die des unabhängigen Brasilien (nach 1830).
Jorge Amados Romane, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt worden sind, waren zunächst stark marxistisch geprägt und stellten die Leiden der Arbeiter auf den Kakaoplantagen seines Heimatstaates Bahia und das Leben der ärmlichen Fischer der Küstenstädtchen in den Mittelpunkt. Seine im Exil (1948-1952) und in den folgenden Jahren entstandenen Romane nähern sich im Stil dem Schelmenroman und zeichnen sich bei all ihrer sozialkritischen Schärfe durch lyrische Passagen und große Fabulierkunst aus. Mit seinem wohl bekanntesten Buch „Gabriela, Cravo e Canela“ ( dt. „Gabriela wie Zimt und Nelken“) von 1958 erlangte er weltweit Anerkennung. Auch sein Roman „Dona Flor e seus Dois Maridos“ (dt. „Dona Flor und ihre zwei Ehemänner“), der verfilmt und für die Bühne bearbeitet worden ist, brachte ihm internationalen Erfolg.
Als einer der großen und für die brasilianische Literatur bahnbrechenden Erzähler der Neuzeit gilt João Guimarães Rosa (1908-1967). Seine 1946 veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung „Sagarana“ (dt. „Sagarana“) brachte ihm die Aufmerksamkeit der Leserschaft und das Lob der Kritiker ein. 1956 folgten „Corpo de Baile“ (dt. „Corps de Ballet“) und sein bekanntestes Werk „Grande Sertão: Veredas“ (dt. „Grande Sertão“). Guimarães Rosa gelang es in diesem Roman, seiner minutiösen Milieubeschreibung die Dimension des Universellen zu geben und die Sprachmanierismen der Bevölkerung des östlichen Hinterlandes mit moderner, freier Syntax zu einer neuen Sprache zu verbinden.
Der Kreis bedeutender brasilianischer Schriftsteller dieses Jahrhunderts ist groß. Gilberto Freyre (1900-1987), Kulturphilosoph und Begründer der modernen brasilianischen Soziologie, sieht in einer fortschreitenden ethnischen und kulturellen Synthese, wie sie sich in Brasilien entwickelt, das Modell für eine Weltkultur, in der die Spannungen zwischen Orient und Okzident überwunden werden können. Mit seinem berühmten Buch „Casa Grande & Senzala“ (dt. „Herrenhaus und Sklavenhütte“) legte er eine stilistisch meisterhafte, einfühlsame Studie der brasilianischen Gesellschaft vor. Einer der bekanntesten Lyriker ist der zu den Neomodernisten gezählte João Cabral de Melo Neto (1920), der in seiner Dichtung klare Sprachräume konstruiert, die zu einer neuen Sichtweise zwingen.
Paulo Coelho (geboren 1947 in Rio de Janeiro) fand nach einer schwierigen Kindheit, nach von der 1968er Bewegung geprägten Versuchen als Liedermacher und nach vielen Reisen zur großen Literatur. Ein persönliches Schlüsselerlebnis im KZ Dachau führte ihn zu religiös-mystischen Themen: Sein Erstlingswerk „Auf dem Jakobsweg“ ließ aufhorchen, „Der Alchimist“ brachte den internationalen Durchbruch und erreichte in 17 Sprachen eine Weltauflage von rund 30 Mio. Exemplaren.
Zu den großen Vertretern der brasilianischen Literatur gehören auch Joaquim Maria Machado de Assis, José de Alencar, Euclides da Cunha, Mário de Andrade, Carlos Drummond de Andrade, Manuel Bandeira, Graciliano Ramos, José Lins do Rego, Rachel de Queiroz, Lygia Fagundes Telles, Rubem Fonseca, Clarice Lispector, Dalton Trevisan und João Ubaldo Ribeiro
Musik
Brasilien ist ein Land der Musik. Seinen Reichtum an musikalischen Ausdrucksformen verdankt es der Synthese europäischer, afrikanischer und indianischer Traditionen. Aus dem Zusammenspiel indianischer Rohrflöten, afrikanischer Perkussionsinstrumente und portugiesischer Violen (die Viola ist der Gitarre ähnlich und mit 10-12 Saiten bespannt), aus der Verbindung der portugiesischen Liedkultur und der Rhythmik der afrikanischen Sklaven entwickelte sich eine Musik von außerordentlicher Vielfalt und Schönheit, seien es die klassischen Kompositionen eines Villa-Lobos, die weichen Klänge des Bossa Nova oder die temperamentvolle Samba:
Carlos Gomes (1836-1896), ein aus Campinas im Staat São Paulo gebürtiger Komponist, machte gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Opern im zeitgenössischen italienischen Stil von sich reden. Berühmt wurde er vor allem mit seinem Werk „Il Guarany“, das nach dem gleichnamigen Roman von José de Alencar entstand.
Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhunderts kam ein neuer Musikstil auf. Unter der Führung von Heitor Villa-Lobos (1887-1959) verschmolz die neue brasilianische Avantgarde in ihren symphonischen Werken avantgardistische, aus Europa importierte Ausdrucksformen mit Themen und Rhythmen der brasilianischen „Música Popular“ und integrierten volkstümliche Musikinstrumente in das klassische Orchester.
Die Música Popular Brasileira (Oberbegriff für die folkloristischen und populären Spielarten der brasilianischen Musik) zeichnet sich durch Klangvielfalt und Formenreichtum aus. In ihr verbanden sich schon früh die traditionellen europäischen Instrumente – Gitarre, Klavier und Flöte -mit den verschiedensten Rhythmusinstrumenten, darunter Triangel, Rassel, Trommel, Tamburin und Cuíca. (Cuícas sind Reibtrommeln – ähnlich dem norddeutschen Rummelpott -, kleine Fässer mit einer Fellmembrane, in deren Mitte sich ein Holzstab befindet. Sie erzeugen einen typischen, quietschenden Ton, ähnlich dem eines Esels.)
Seit den dreißiger Jahren verbreitete sich die populäre Musik in Brasilien auch über das Radio und erfreute sich in allen Gesellschaftsschichten wachsender Beliebtheit. Zu den bekanntesten Komponisten jener Zeit zählten Noel Rosa (1910-1937), Lamartine Babo (1904-1963) und Ary Barroso (1903-1963). Carmen Miranda (1909-1955), die bedeutendste Interpretin der Musik Barrosos, gelangte durch ihr Auftreten in einer Reihe von Hollywood-Filmen zu internationalem Ruhm.
Zu einem der ersten internationalen Erfolge der Bossa Nova-Bewegung wurde Mitte der sechziger Jahre das von lyrischer Eindringlichkeit und reicher Melodik getragene „The Girl from Ipanema“ (A Garota de Ipanema). Dieses Lied weckte weltweit Interesse an brasilianischer Musik und machte den Poeten und Textdichter Vinicius de Moraes (1913-1980), vor allem aber den Komponisten Tom Jobim (1927-1994), dessen musikalischen Werdegang Hans-Joachim Koellreutter beeinflußt hatte, mit einem Schlag berühmt. 1998 konnte der Bossa Nova seinen 40sten Geburtstag feiern.
Die Tropikalisten der späten sechziger Jahre brachten unter dem Eindruck von Militärdiktatur, Stadtguerillas und Protestbewegungen kritisch-realistische Elemente in die brasilianische Unterhaltungsmusik und gaben ihr neue Impulse durch die Vermischung einheimischer Rhythmen mit den neuesten Entwicklungen der internationalen Popmusik (Rock ’n‘ Roll, Beatles, Jimi Hendrix u.a.). Vor allem Caetano Veloso, Gilberto Gil und Gal Costa vertraten den Som Livre, Som Universal (den freien, universellen „Sound“) des Tropikalismus und schufen eine neuartige Musik – lyrisch, intelligent, mit schnelleren, variableren Tempi und volleren Rhythmen als der Bossa Nova.
In den einzelnen Regionen Brasiliens haben sich ganz unterschiedliche Formen der Musik ausgebildet. Sehr beliebt im nordöstlichen Landesteil ist der Forró, in dem sich Akkordeon, Flöte, Gitarre und Schlaginstrumente zu einem Volkstanz verbinden, der von Fußstampfen begleitet wird. (Forró heißt auch das dörfliche Tanzvergnügen im brasilianischen Nordosten.) Ebenfalls aus dem Nordosten stammt der Frevo mit seinen synkopisch-akzentuierten Rhythmen, der wegen der hohen Spagatsprünge eine gute Körperbeherrschung verlangt. In Rio ist der Chorinho weit verbreitet, eine zärtliche Instrumentalmusik gespielt von Flachgitarre (Cavaquinho), Flöten und Schlaginstrumenten aller Art und Größen, gelegentlich verstärkt durch Klarinette oder Saxophon, sowie die international so erfolgreiche Lambada. Die getanzte Lambada ist sinnlich und schnell.
Die Samba mit ihren verführerischen Rhythmen bleibt jedoch die für Brasilien typischste Musik. Ihr genauer Ursprung ist unbekannt. Manche nehmen an, die Samba sei auf den Straßen von Rio entstanden, und zwar aus einer Verschmelzung dreier kultureller Elemente – des portugiesischen höfischen Gesangs mit afrikanischen Rhythmen und schnellen Indiotänzen. Andere dagegen führen ihren Ursprung auf den afro-brasilianischen Batuque zurück, der nur von Perkussionsinstrumenten ausgeführt wird.
Die populäre brasilianische Musik von heute ist ständig auf der Suche nach neuen Rhythmen und Melodien. Seit sie den Anschluß an das internationale Musikgeschäft gefunden hat, stehen ihre Komponisten und Interpreten mehr und mehr im Wettbewerb um die Gunst eines internationalen Musikpublikums. Zu den bekanntesten Vertretern brasilianischer Música Popular gehören: Maria Bethânia, Alcione, Roberto Carlos, Cazuza, Ney Matogrosso, Rita Lee, Milton Nascimento, Hermeto Pascoal, Fafá de Belém, Chitãozinho und Chororó, Elba Ramalho, Alceu Valença, Luiz Gonzaga, Luiz Gonzaga Jr., João Bosco, Djavan, Ivan Lins, Marisa Monte und Elis Regina:
Film
Ein Jahr nach der ersten Filmvorführung der Gebrüder Skladanowsky im Berliner „Wintergarten“ wurden 1896 in Rio de Janeiro erstmals kurze filmische Szenen präsentiert. 1897 eröffnete ein Italiener das erste Kino der Stadt, zehn Jahre später hatten sich in Rio bereits 22 Kinos etabliert. Im darauffolgenden Jahr entstand mit dem Einakter „Nho Anastácio Chegou de Viagem“ von Julio Ferrez der erste brasilianische Spielfilm. Obwohl die brasilianische Filmproduktion nie sehr groß und auf dem einheimischen Markt ständig der Konkurrenz ausländischer Filme ausgesetzt war, konnte sie sich zur bedeutendsten Lateinamerikas entwickeln und fand im Laufe der Jahre auch international Anerkennung.
So gewann der brasilianische Film von Walter Salles „Central do Brasil“ 1998 den Goldenen Bären in Berlin. Internationale Erfolge konnten auch die Filme „Terra em Transe“ und „Deus e Diabo na Terra do Sol“ von Glauber Rocha sowie „Cidade de Deus“ von Fernando Meirelles verbuchen. Sie sind mit „Central do Brasil“ Belege für die Fähigkeit brasilianischer Filmemacher, sich mit der nicht einfachen sozialen Geschichte und Gegenwart des Landes selbstkritisch auseinander zu setzen. Eher mit leichter und vor allem sentimentaler Thematik warten die Fernsehfortsetzungsserien (Telenovelas) auf, die von Brasilien aus ihren Siegeszug auf die Bildschirme vieler Länder angetreten haben.
Capoeira
Capoeira, ein ritueller, stilisierter, mit eigener Musik ausgestatteter Kampftanz, wird vor allem in der Stadt Salvador, Bahia, gepflegt und stellt eine für Brasilien charakteristische Verbindung von Tanz und Kampfsport dar. Sie entwickelte sich aus einer in Angola entstandenen Kampfart, in der die Kämpfenden sich mit einem oder beiden Armen auf dem Boden abstützten und versuchten, den Gegner mit Schlagbewegungen der Beine und des Kopfes zu Fall zu bringen. Zwar wurde Capoeira noch im 19. Jahrhundert als Kampfmittel eingesetzt, heute ist es zu einem beliebten spielerischen Wettbewerb geworden, bei dem die Tänzer einem Ehrenkodex unterliegen. Schon in der frühen Sklavenzeit hatten die Schwarzen ihre Auseinandersetzungen vor den Sklavenhaltern als sportlich-athletischen Tanz getarnt. Mit der Zeit wurde daraus ein komplexer, ritualisierter Sporttanz mit Radschlagen und wirbelnden Handständen ohne jede Körperberührung, der von Gesang und Instrumentalmusik begleitet wird. Zu den Musikinstrumenten, die zur Capoeira spielen, gehört der Berimbau, ein gebogener Holzstock, der von einem Ende zum anderen mit einer Metallsaite bespannt ist. Ein bemalter Flaschenkürbis, der als Resonator dient, ist unten am Berimbau befestigt. Der Spieler schüttelt den Bogen, und während die Kürbiskerne rasseln, schlägt er die gespannte Saite mit einer Kupfermünze und erzeugt einen nasal-schwirrenden Laut.
In Deutschland hat Capoeira in den letzten Jahren viele begeisterte Anhänger gefunden – rund 50 brasilianische Meister dieses Sports lehren hier.
Karneval
Die Ursprünge des Karneval gehen auf römische Saturnalien ebenso zurück wie auf vorchristliche Feste zur Begrüßung des wiederkehrenden Frühlings. Nachdem die katholische Kirche im Mittelalter erfolglos versucht hatte, alle heidnischen Bräuche zu unterdrücken, wurden Elemente dieser traditionsreichen Feiern in den Karneval, die Zeit vor der christlichen Fastenperiode, übernommen. Die europäischen Länder, vor allem Frankreich, Spanien und Portugal, begingen den Karneval mit lauten und oft derben Straßenfesten. Alle drei Kolonialmächte brachten diese Tradition mit in die Neue Welt. Auch in Brasilien wurde der Karneval zuerst wie in Portugal mit Umzügen und wahren Straßenschlachten gefeiert, bei denen man sich mit Wasser, Konfetti, Eiern, Mehl und übelriechenden Dingen bewarf. Von der ausgelassenen Fröhlichkeit wollte sich bald auch die nicht-weiße Bevölkerung nicht mehr ausschließen lassen. Viele Dienstherren erlaubten ihren Sklaven, die drei tollen Tage zu feiern, und konnten fast sicher sein, daß diese die Freiheit nicht zur Flucht ausnutzen würden. Die Sklaven bemalten ihre Gesichter mit Mehl, kostümierten sich und zogen mit durch die Straßen Rios.
Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Maskenbälle in geschlossenem Rahmen veranstaltet, auf denen die gehobene Gesellschaft Batuque und Polka, Mazurka und Walzer tanzte. Innerhalb weniger Jahre waren Maskenbälle in Mode, und die Kapriolen auf den Straßen ließen nach. Ausgehend von Rio formierten sich zu Karneval Rancho- und andere Gruppen und zogen spielend und tanzend durch die Städte.
Heute feiern Rio, gefolgt von São Paulo den berühmtesten Karneval der Welt – mit nächtlichen Umzügen der Sambaschulen in eigens dafür gebauten Stadien (Sambodrom) als farbenfrohem Höhepunkt. Die Mitglieder der Samba-Schulen stammen zumeist aus den Favelas, den ausufernden Wohngebieten der ärmeren Bevölkerung; jedoch mischen sich zunehmend Prominente aus Politik, Mode, Film und Fernsehen in die feiernde Menge. Die Sambaschulen stehen miteinander im Wettbewerb.. Jeder einzelne Aspekt ihrer Präsentation wird von einer Jury begutachtet und bewertet, Kostüme, Choreographie, Gesamtbild und Qualität der Parade. Die Darbietung einer jeden Schule konzentriert sich auf ein zentrales Thema, auf eine historische Begebenheit oder Gestalt etwa, oder auf eine Geschichte oder Legende aus der brasilianischen Literatur. Die Kostüme müssen der Zeit und dem Ort des jeweiligen Motivs entsprechen und die Samba-Lieder die Geschichte wiedererzählen oder weiterentwickeln, selbst die riesigen Festwagen sind bis ins Detail auf das zentrale Thema abgestimmt.
Auch nach Salvador da Bahia und Recife sowie in weitere Hauptstädte des Nordostens strömen jährlich zur Karnevalszeit Millionen Menschen, um ausgelassen mitzufeiern. Typischer Tanz ist hier der Frevo. Wer hinter einem Trio Elétrico, einem Laster mit Vierzigtausend-Watt-Verstärker, durch die Stadt zieht, wird wie in Trance von der tanzenden, spielenden und singenden Masse mitgerissen. Superstars wie Daniela Mercury und Carlinhos Brown heizen im Karneval ordentlich ein, während Formationen wie Filhos de Gandhi, dem Ruf der Trommeln und spirituellen Rhythmen aus Bahia folgen. Erst am Aschermittwoch ist der frenetische Wettkampf der „Bandas“ zu Ende.
Einen Karneval besonderer Art feiert die Bevölkerung der Amazonas-Stadt Paratins in jedem Juni: Zwei konkurrierende Gesellschaften, zu denen fast alle Bewohner von Stadt und Umland gehören, stellen Themen aus dem Leben und den Legenden der Ureinwohner dar.
Sport
Die Sportbegeisterung der Brasilianer gilt als sprichwörtlich und zeigt sich schon an der großen Zahl aktiver Sportler, die in mehr als 8.000 über das Land verteilten Sportvereinen organisiert sind. Als Breitensport und in der Beliebtheit beim Publikum rangiert der Fußball an erster Stelle. In Brasilien gibt es allein fünf Fußballstadien, die über 100.000 Zuschauer fassen, darunter das für die Weltmeisterschaften 1950 erbaute Maracanã Stadion in Rio de Janeiro – mit seinen 200.000 Plätzen das größte der Welt. Bisher ist es nur der brasilianischen „Seleção“(Nationalmannschaft) gelungen, fünfmal die Weltmeisterschaft zu erringen, zuletzt 2002 in Japan.
Jedem brasilianischen Fußballfan sind Namen wie Gilmar, Didi, Garrincha, Zagalo, Djalma Santos, Nilton Santos, Vavá, Tostão, Gerson und Zico geläufig. Doch alle Brasilianer, ob fußballbesessen oder nicht, kennen Pelé (eigentlich Edson Arantes do Nascimento), den auch international berühmtesten brasilianischen Fußballspieler. Im Laufe seiner achtzehnjährigen Karriere in Brasilien schoß Pelé über 1.200 Tore. Er spielte nach seinem Rücktritt vom brasilianischen Profifußball einige Jahre für den New Yorker Soccer Club Cosmos und verhalf damit dem Fußballsport in den Vereinigten Staaten zu größerer Popularität. Würdige Nachfolger fand Pelé in den Superstars Romário, Ronaldinho, Rivaldo und Bebeto.
Eine bedeutende Zahl brasilianischer Fußballstars steht bei Bundesliga-Vereinen und in anderen Ländern unter Vertrag.
Essen und Trinken
Die regional geprägte brasilianische Küche ist in ihrer Vielfalt faszinierend. Jeder Landesteil hat seinem Klima, seiner Bodenbeschaffenheit und der unterschiedlichen kulturellen Herkunft seiner Bevölkerung entsprechend eigene traditionelle Gerichte hervorgebracht.
Essen
So zeigt die Küche von Bahia deutlich afrikanische Einflüsse. Ihre Grundzutaten sind das Öl der Dendê-Palme, Kokosmilch, Garnelen und Muscheln, Gewürze der Region wie Pfeffer und Koriander. Besonders typisch für diese schmackhafte Küche sind nachstehende Gerichte:
Vatapá
Getrocknete und frische Krabben werden mit kleinen Fischstücken gekocht. In diese Mischung gibt man Cashewnüsse, Erdnüsse, Zwiebeln, frischen Koriander, frische Ingwerwurzel, Palmöl (Dendê) und Kokosmilch. Zum Eindicken wird Reismehl verwandt. Das Gericht wird mit einem Brei aus Reismehl und Kokosmilch serviert und mit Pfeffer nach Geschmack abgerundet.
Sarapatel
Leber und Herz vom Schwein oder Hammel werden mit dem frischen Blut des Tieres vermengt, Tomaten, Paprika und Zwiebeln hinzugefügt und zusammen gekocht.
Caruru
Sautierte Krabben werden mit einer scharfen Soße aus rotem Pfeffer und Okra kombiniert.
Im Amazonasgebiet ist Pato ao Tucupi ein beliebtes Gericht. Es besteht aus Entenstücken in einer kräftigen Soße, die mit Mengen eines wildwachsenden grünen Krauts gewürzt ist, das noch Stunden nach dem Verzehr ein angenehmes Magenkribbeln verursacht. Ein weiteres typisches Gericht ist Tacacá, eine pikante, dicke gelbe Suppe, die mit getrockneten Garnelen und Knoblauch garniert wird.
Im Süden, aber auch im ganzen Lande, ist Churrasco ein Lieblingsgericht. Rindfleischstücke oder sogar ein ganzer Ochse werden am Spieß über einem offenen Kohlefeuer gebraten. Dazu wird ein Art Vinaigrette mit vielen kleingeschnittenen Tomaten und Zwiebeln gereicht.
Nationalgericht Feijoada
Ein für die brasilianische Küche insgesamt typisches Gericht – wenn nicht das brasilianische Nationalgericht schlechthin – ist die Feijoada, ein raffinierter Bohneneintopf, der sich in Rio de Janeiro besonderer Beliebtheit erfreut. Die schwarzen Bohnen werden mit luftgetrocknetem Rindfleisch, Räucherwürstchen, Zunge, Schweineohren und -schwänzen, Knoblauch und Pfefferschoten angerichtet. Üblicherweise wird Feijoada mit Reis, Maniokmehl (in Butter geröstet) und Orangenscheiben serviert. Dazu reicht man eine fritierte Grünkohlart.
Getränke
Viele ausländische Touristen zählen das brasilianische Bier zu den besten der Neuen Welt. Über Generationen haben in fast allen Großbrauereien des Landes deutsche und holländische Braumeister Rezeptur und Herstellung überwacht.
Brasilien erzeugt darüber hinaus einen starken, klaren, unvermischten Zuckerrohrschnaps (Cachaça). Wird Cachaça mit zerstoßener Limone, Zucker und Eis gereicht, entsteht daraus ein beliebtes Getränk, das den Namen Caipirinha trägt. Mit dem Siegeszug der grünen Limetten ist die Caipirinha mittlerweile auch in fast allen deutschen Bars und Discotheken zu bestellen.
Guaraná, ein köstliches, für Brasilien typisches Erfrischungsgetränk wird aus einer Frucht gewonnen, die nur in Amazonien wächst. Schon längst ist das Erfrischungsgetränk auch in deutschen Supermärkten zu kaufen.