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Geografie

Brasilien ist das größte Land Südamerikas. Es umfaßt mit einem Gebiet von 8.547.403,5 Quadratkilometern – das ist 24 mal so groß wie Deutschland – beinahe die Hälfte (47,3 Prozent) des südamerikanischen Kontinents. Nach der Russischen Föderation, Kanada, China und den Vereinigten Staaten ist es das fünftgrößte Land der Erde.

Brasiliens größte West-Ost-Ausdehnung von 4.319,4 Kilometern entspricht fast seiner größten Nord-Süd-Ausdehnung von 4.394,7 Kilometern. Dies entspricht in Europa etwa der Entfernung vom Nordkap bis Gibraltar oder von der Westspitze der Bretagne bis zum Ural.

Brasilien grenzt an zehn Nachbarstaaten: im Norden an das französische Übersee-Département Französisch-Guayana sowie die Länder Surinam, Guayana, Venezuela und Kolumbien; im Süden an Uruguay und Argentinien; im Westen an Paraguay, Bolivien und Peru. Ecuador und Chile besitzen als einzige Staaten des südamerikanischen Kontinents keine gemeinsame Grenze mit Brasilien. Brasiliens Küstenlinie entlang des Atlantiks erstreckt sich über eine Länge von 7.367 Kilometern. Mit seinen unmittelbaren Nachbarn verbindet Brasilien eine Grenze von 15.700 Kilometern.

Brasilien läßt sich grob in zwei Großlandschaften einteilen: Das 4 Millionen Quadratkilometer große Amazonasbecken im Norden und das Hochplateau im Zentrum und Süden des Landes mit Durchschnittshöhen von 200 bis 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Vom Süden des Landes in Richtung Nordosten verlaufen hohe Gebirgsketten, die eine Wasserscheide zwischen dem Atlantik und dem Binnenland bilden.

Brasiliens höchster Berg, der Pico da Neblina (3.104 m), liegt in der Serra do Imeri im Norden, nahe der Grenze zu Venezuela.

Brasiliens höchste Berge
Name Höhe/m
Pico da Neblina 3.104
Pico 31 de Março 2.992
Pico da Bandeira 2.889
Pico do Cristal 2.798
Pico das Agulhas Negras 2.787
Generic Mapping Tools

Hydrographisch wird Brasilien von drei Stromsystemen bestimmt, dem Amazonas, dem Paraná-Paraguay und dem São Francisco, mit 3.160 km Länge der größte rein brasilianische Fluss..

Der Amazonas entspringt in den peruanischen Anden, wird ab der brasilianischen Grenze bis zur Einmündung des Rio Negro bei Manaus als Rio Solimões und dann als Amazonas bezeichnet. Er hat ein Einzugsgebiet von insgesamt 7,2 Mio. km2. Bei einer Gesamtlänge von über 6.500 km hat der Amazonas, der nach dem Nil zweitlängste Strom der Erde, über 200 größere Nebenflüsse, von denen 15 über 2.000 km lang sind. Durchschnittlich ist dieser wasserreichste Fluß der Erde 4-5 Kilometer breit, wobei er an seiner schmalsten Stelle (1,8 km) eine Wassertiefe von 100m erreicht. Stromaufwärts ist der Fluß über eine Länge von 3.885 Kilometern schiffbar.

Das Paraná-Paraguay-Flußsystem durchfließt das Gebiet vom südwestlichen Teil des Bundesstaates Minas Gerais in südliche Richtung und erreicht in der Nähe von Buenos Aires über den Rio de la Plata den Atlantik. Insgesamt erstreckt sich das verzweigte Flußsystem über eine Länge von 3.700 km. Das Paraná-Paraguay-System wird vom Rio Paraná, dem Rio Paraguay und dem Rio Uruguay gebildet. Sein Einzugsgebiet umfaßt 4 Mio. km2, von denen 1,4 Mio. km^2auf Brasilien entfallen.

Quelle: https://maps-brazil.com/maps-brazil-geography/brazil-river-map

Aus europäischer Perspektive sind die Jahreszeiten in Brasilien „umgekehrt“. Die heißen Sommermonate liegen zwischen Oktober und März, der „Süd-Winter“ zwischen Juni und August. Obwohl 92 Prozent des Landes in den Tropen liegen, leben über 60 Prozent der Bevölkerung in Gebieten, in denen Höhenlage, Passate oder polare Kaltlufteinbrüche die Temperatur beeinflussen. Brasilien erstreckt sich über vier verschiedene Klimazonen: einem innertropischen, immerfeuchten  äquatorialen Klima im Amazonas-Tiefland im Norden, einem wechselfeuchten Klima der äußeren Tropen und einer subtropischen Zone im Süden mit einem größeren Jahresgang der Temperatur zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monat.  Die feucht-heiße Ostküste (nach Süden bis zum Küstengebiet des Staates São Paulo) besitzt tropisches Klima. Auf den Hochebenen gelegene Städte wie São Paulo, Brasília, Belo Horizonte und Curitiba besitzen ein angenehmes Klima mit etwa 19- 20° °C Jahresdurchschnittstemperatur. Das subtropische Klima in den südbrasilianischen Staaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina lässt sich mit subtropischen Zonen in Europa vergleichen. Im  südlichen Hochland kann es im Juli und August sogar leichte Nachtfröste geben.

Am heißesten ist es im brasilianischen Nordosten, wo in Trockenzeiten zwischen Mai und November häufig Temperaturen von über 40°C gemessen werden. Entlang der Atlantikküste von Recife bis Rio de Janeiro belaufen sich die Durchschnittstemperaturen auf 23 bis 27 Grad Celsius. Südlich von Rio sind die jahreszeitlichen Schwankungen ausgeprägter und die Temperaturunterschiede größer. Die Durchschnittstemperatur beträgt dort zwischen 17 und 19 Grad Celsius.

Durchschnittliche Niederschlagsmenge

Die größte Niederschlagsmenge innerhalb Brasiliens wird um die Amazonasmündung nahe der Stadt Belém sowie am Oberlauf des Amazonas gemessen. Dort betragen die Niederschläge bis zu 3.000 mm pro Jahr. Ein sehr regenreiches Gebiet liegt an den Küstengebirgshängen zwischen Rio de Janeiro und  São Paulo, wo sich der Südost-Passat abregnet.  Der größte Teil des Landes weist jedoch mäßige Niederschlagsmengen zwischen 1.000 und 1.500 Millimeter pro Jahr auf, die vor allem während der Sommermonate von Dezember bis März fallen. Die Winter sind meist trocken.

Jahreszeiten

Die Jahreszeiten in Brasilien sind denen auf der nördlichen Halbkugel zeitlich entgegengesetzt.

Frühling 22. September bis 20. Dezember
Sommer 21. Dezember bis 20. März
Herbst 21. März bis 20. Juni
Winter 21. Juni bis 21. September

Die klimatischen und topographischen Unterschiede spiegeln sich in der Vegetation Brasiliens wider. Im Amazonasbecken und entlang der Atlantikküste, wo die Niederschlagsmengen hoch sind, wächst üppiger tropischer Regenwald mit großblättrigen immergrünen Bäumen. Der Regenwald zeichnet sich durch eine ungeheure Pflanzenvielfalt aus. Er beherbergt mindestens fünfzig Prozent aller Arten unseres Planeten, auf einem Hektar kommen mehr Baumarten vor als in ganz Europa. Im Tiefland und auf den Plateaus der Ostküste, wo geringere Niederschläge fallen und die Trockenzeit überwiegt, herrscht eine Art Laubwald vor. Hier sind die Bäume, die in der trockenen Jahreszeit ihre Blätter verlieren, kleinwüchsiger als im Regenwald. Im halbtrockenen Nordosten überwiegt die Caatinga, ein trockenes Buschland. Den Großteil Zentralbrasiliens überzieht eine als Cerrado bezeichnete Savannenvegetation. Charakteristisch für diese besondere Landschaftsform sind spärliche Baumgruppen, Gebüsch und eine gegen Dürre resistente Grasflur. Im Süden ist das Hochland mit Schirmtannen (Paraná-Pinie oder Araucária) bewaldet, während Gras die Ebenen in Meereshöhe bedeckt. Das Mato-Grosso-Sumpfland (Pantanal Mato-Grossense), eine 230.000 Quadratkilometer umfassende Ebene im westlichen Teil Zentralbrasiliens, weist überwiegend Grasland sowie verstreut wachsende Bäume auf und ist in der Regenzeit überschwemmt.

Elf von zwölf in den Tropen der westlichen Hemisphäre lebenden Säugetierordnungen sind in Brasilien mit über 600 Arten vertreten, darunter verschiedene Raubkatzenarten wie der Jaguar und der Puma, der Jaguarundi und der Ozelot.

Zu den heimischen Säugetieren gehören darüber hinaus: Faultier, Ameisenfresser, Tapir, Gürteltier, Delphin, Capybara (ein bis zu 66 Kilogramm schweres, im Wasser lebendes Nagetier) und 30 Affenarten.

Kein Land der Erde bietet eine größere Vogelvielfalt als Brasilien mit seinen 1.600 Vogelarten, darunter viele Arten von Papageien.

Auf brasilianischem Territorium leben zahlreiche Arten von Schildkröten (40), Eidechsen (120), Schlangen (230), Alligatoren (5), Amphibien (331) und Süßwasserfischen (1.500). Über hunderttausend Spezies wirbelloser Tiere konnten bisher registriert werden, darunter über 70.000, die zu den Insekten gehören.

Die Wälder des Amazonasgebiets beherbergen der Welt größtes Reservoir an biologischen Organismen. Niemand weiß ihre Zahl genau, doch Wissenschaftler schätzen, daß in diesem Gebiet zwischen achthunderttausend und fünf Millionen Arten heimisch sind, fünfzehn bis dreißig Prozent aller Spezies der Erde. Bei der Erfassung neu entdeckter Arten von Süßwasserfischen kamen die Naturwissenschaftler zu der Überzeugung, daß in den Flüssen und Seen des Amazonasbeckens bis zu dreitausend Fischarten leben.

Brasilien ist reich an Bodenschätzen. Vor allem im Amazonasgebiet wurden in den letzten Jahrzehnten große Lagerstätten an Mangan, Bauxit, Zinn und insbesondere Eisenerz entdeckt und gefördert, was zahlreiche Umweltprobleme mit sich brachte. Der Bergbau beschäftigt in Brasilien 200.000 Menschen direkt und 2 Mio. indirekt. Brasilien ist einer der weltweit größten Rohstoffproduzenten mit ca. 7% des Wertes an produzierten mineralischen Rohstoffen. Brasilien besitzt nach Australien die größten Eisenerzlagerstätten weltweit mit etwa 29 Milliarden t Roherz. Eisenerz ist von zentraler Bedeutung für den brasilianischen Rohstoffsektor, da das Erz zu mehr als 90% exportiert wird. Bemerkenswert ist die hohe Qualität der Primärerze (Hämatite) mit Eisengehalten von  über 60%.  Seit langem  sind die großen Vorkommen im sog. „Eisernen Viereck“ im Staat Minas Gerais bekannt. Das Eiserne Viereck umfasst ein etwa 7.000 qkm großes Gebiet im Zentrum von Minas Gerais. Im Jahr 1967 wurden im Süden des amazonischen Staates Pará riesige Hämatit-Vorkommen entdeckt. Dieser wohl reichste Lagerstättenbezirk Brasiliens liegt in den bis 800 m hohen Carajás-Bergen (Serra dos Carajás) zwischen den Flüssen Rio Araguaia und Rio Xingu. Die Carajás-Mine produziert seit 1985, die Eisenerzförderung war mit umfangreichen Infrastrukturarbeiten verbunden,  eine Eisenbahnverbindung führt zur Küste zum Exporthafen Ponta da Madeira bei São Luís im Staat  Maranhão.  Brasilien steht nach China und Australien im Eisenerzexport weltweit an dritter Stelle mit 390 Mio. t.

Rund 80 verschiedene Metalle und Industrieminerale werden in Brasilien industriell gefördert und größtenteils exportiert. Außer Eisenerz sind dies Bauxit (weltweit Nr.5), Kupfer, Niob (Nr.1), Mangan, Gold, Nickel, und sowie Grafit und Zinn (Nr.3). In  Amazonien (Rio Trombetas) liegt die drittgrößte Bauxitmine der Welt, in der 70% des brasilianischen Bauxits gefördert wird. Brasilien verfügt  im Norden des Landes über beträchtliche Kupfervorkommen, die jedoch noch weitgehend unerschlossen sind.

Hauptprobleme bei der Goldgewinnung in Amazonien sind die durch Zehntausende von Goldsuchern verursachten Umweltverwüstungen und Bedrohungen der indigenen Bevölkerung. Zudem wird bei der Goldauswaschung Quecksilber verwendet, das das Grundwasser verseucht und gesundheitliche Probleme verursacht. Brasilien ist mit über 90% Weltanteil der  wichtigste Niob-Produzent und verfügt auch mit über 15 Mio. t über die weltweit größten Niob-Reserven. Niob wird primär als Legierungszusatz, hauptsächlich für Edelstähle sowie für Nichteisenlegierungen verwendet. Brasilien ist der führende Produzent von industriell gefördertem Tantal (in der Elektroindustrie für Kondensatoren), das als Nebenprodukt von Zinn gewonnen wird.  Leider sind Lithium und Seltenerd-Elemente (SEE) bisher nicht zur Förderung gelangt, obwohl das Land nach China über die weltweit zweitgrößten SEE-Reserven verfügen soll.

Brasilien könnte auch einer der großen Erdölproduzenten werden, da es über die sog. Pré-Sal Ölreserven (über 30 Mrd. Barrel Öl) unter einer Salzformation in mehreren Kilometern Tiefe unter dem Atlantikboden verfügt. Die Ölvorkommen erstrecken sich auf über 800 Kilometer Länge vor der Ostküste auf dem Kontinentalschelf, aber auch im Tiefseebereich. Trotz gewaltiger Investitionen gestaltet sich der Aufbau der eigenen Ölindustrie und der Verkauf von Förderlizenzen schwieriger als erwartet.

Darüber hinaus ist Brasilien auch ein bedeutender Exporteur von Schmuck- und Edelsteinen. 90% aller Edelsteine der Welt, wie Diamanten, Aquamarine, Topase, Amethyste, Turmaline und Smaragde, werden in Brasilien gefördert.

Beim mineralischen Rohstoffexportwert steht Eisenerz mit 68% an erster Stelle, gefolgt von Kupfer (9%), Gold (9%) und  Ferro-Niob (7%). Brasiliens Exportwirtschaft ist vom Agrarsektor und Bergbau geprägt. Im Jahr 2021 entfielen von Brasiliens Exporten (281 Mrd. US$) etwa 19 % auf Bergbauprodukte (Metallurgische Erze) und 14% auf Erdöl und Erdölerzeugnisse.

2022 nahm Brasilien unter den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt mit einer Einwohnerzahl von 215,313 Millionen nach China, Indien, den USA, Indonesien, Pakistan und Nigeria den siebten Rang ein. 1950 zählte Brasilien gerade einmal knapp 52 Mio. Einwohner, so dass sich die Bevölkerung in 70 Jahren mehr als vervierfacht hat und deutlich stärker wuchs als der globale Durchschnitt.

Die brasilianische Bevölkerung ist demnach noch relativ jung, aber der demografische Wandel ist unübersehbar. War noch 2012 etwa die Hälfte der Bevölkerung unter 30 Jahre alt, so fielen 2021 nur noch 43,9% der Brasilianer unter diese Altersgrenze. Damit war 2021 erstmals in der Geschichte des Landes über die Hälfte, nämlich 55% der Bevölkerung älter als 30 Jahre. Während der Altersmedian 2022 bei etwa 32,8 Jahren lag, gehen Prognosen von 43,6 Jahren für das Jahr 2050 aus. Das Bevölkerungswachstum ist von 2,9% in den 60er Jahren auf 0,8% im Jahre 2021 zurückgegangen. Ab Mitte dieses Jahrhunderts wird die brasilianische Bevölkerung voraussichtlich schrumpfen.

Die Gründe dafür liegen vor allem in der steigenden Lebenserwartung (2021: 72,8 Jahre; Frauen: 76; Männer: 69,6), höherem Bildungsniveau, der fortschreitenden Urbanisierung (2021: knapp 87%, damit weltweit auf Platz 34. Zum Vergleich Deutschland Platz 59) und der niedrigeren Geburtenrate pro Frau (1960: 6,1; 2018: 1,7). Das klassische Einwanderungsland Brasilien ist in den letzten Jahren zum Auswanderungsland geworden (Migrationsrate -0,19, d.h. ein Auswanderungsüberschuss von 0,19 Migranten auf 1000 Einwohner oder von 1,9 Personen bezogen auf 10000 Einwohner). 2014 lag diese Rate bei 0.

Verteilung der Bevölkerung

Obwohl Brasilien seiner Bevölkerungszahl nach in der Welt an siebter Stelle liegt, ist seine Bevölkerungsdichte im Vergleich zu anderen Ländern niedrig (25 Einwohner/km2). Die Mehrheit der Brasilianer hat sich entlang der atlantischen Küste in den südöstlichen und nordöstlichen Bundesstaaten angesiedelt. Heute leben knapp 87 Prozent der Brasilianer in den Städten.

Die Industrie konzentriert sich auf die südöstliche Region, wo allein im Staat São Paulo 50 Prozent aller Güter produziert werden. Seit 1970 läßt sich eine verstärkte Abwanderung aus dem Nordosten in den Südosten und aus den ländlichen Regionen in die Städte verfolgen. In jüngster Zeit jedoch hat die Migrationsbewegung ihre Richtung geändert; Ziele sind die weniger besiedelten Gegenden im Mittelwesten und Norden des Landes.

Ethnische Herkunft

Die Bevölkerung Brasiliens stammt im wesentlichen von drei Ethnien ab: den indigenen (indianischen) Ureinwohnern, den nach und nach eingewanderten Europäern (zumeist Portugiesen) und von Afrikanern (überwiegend aus den westlichen Küstengebieten südlich der Sahara).

Heute beläuft sich die Zahl der Indigenen auf etwa 900000 (geschätzt 3 Mio. im 15. Jahrhundert, 70000 in den 50er Jahren). Damit stellen sie etwa 0,42% der Bevölkerung Brasiliens. Die brasilianischen Indigenen gehören über 300 verschiedenen Gruppen (Völkern) mit über 150 unterschiedlichen Sprachen an. Seit 1973 (dem Inkrafttreten des sog. Estatuto do Índio) bis zum Beginn der Regierungszeit Bolsonaro 2019 wurden ihnen 725 Gebiete (davon aber nur 487 endgültig abgegrenzt bzw. anerkannt) zur Verfügung gestellt, die 1.173.776 km², also etwa13,8 % der Gesamtfläche Brasiliens umfassen (ganz überwiegend in Amazonien). In den letzten hat es vermehrt unerlaubtes Eindringen von Nicht-Indigenen in indianische Gebiete, verbunden mit Tötungsdelikten und Körperverletzung sowie illegalen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie Goldschürfen, Abholzung und Abbau von Edelsteinen.

Heute wird die Zahl der deutschstämmigen Brasilianer mit 2-5 Mio. angegeben (die Schätzungen schwanken stark). Bis zu 12 Mio. Brasilianer haben zumindest teilweise deutsche Vorfahren. Sie leben über das ganze Land verteilt, insbesondere aber im Süden und Südosten.

Von Delphi234

São Paulo (Einwohner: 12,33 Mio.; Metropolregion 21,5 Mio.)

São Paulo wurde 1554 von Jesuiten als Missionszentrum für die frühen Siedler und für die in der Gegend lebenden Indianer gegründet. Die Stadt liegt 760 Meter über dem Meeresspiegel auf einer Hochebene, nur 72 Kilometer von der Küste entfernt. Viele Jahre lang blieb São Paulo eine kleine Gemeinde. Erst seit 1850 blühte die Stadt dank der ertragreichen Kaffeeplantagen auf. Einkünfte aus dem Kaffee-Export sowie eine steigende Bevölkerungszahl lieferten dann später Kapital und Arbeitskräfte für die Gründung eines Industriestandorts. Heute konzentrieren sich in der Stadt und ihrer engeren Umgebung über zwanzigtausend Produktionsbetriebe jeglicher Art und Größe mit insgesamt sechshunderttausend Beschäftigten. Außerdem hat sich São Paulo mit nahezu 2.000 Bankfilialen zu einem Finanzzentrum entwickelt.

Rio de Janeiro (Einwohner: 6,74 Mio.; Metropolregion 13,3 Mio)

Mit der feierlichen Einweihung Brasílias verlor Rio de Janeiro seine Hauptstadtfunktion. Auch heute noch wird darüber debattiert, ob die Verlegung des Regierungssitzes für Rio de Janeiro günstig oder ungünstig war. Jedenfalls stellt die zweitgrößte Stadt Brasiliens weiterhin ein bedeutendes kulturelles Zentrum dar und ist aus diesem Grunde gewissermaßen die „gefühlsmäßige“ Hauptstadt des Landes geblieben.

Rio de Janeiro ist von majestätischer Schönheit. Die Wohnviertel liegen eingebettet zwischen der prächtigen Guanabara-Bucht, atemberaubenden Stränden und steil ansteigenden, von Tropenwald bedeckten Bergen. Diese einzigartige Landschaft trug Rio zu Recht den Beinamen „Wunderbare Stadt“ („Cidade Maravilhosa“) ein.

Vielfalt und Intensität charakterisieren das kulturelle Leben der Stadt. Wirtschaftlich entwickelte sie sich zu einem Dienstleistungs- und Finanzzentrum und zu einem wichtigen Industriestandort (Lebensmittel, Baustoffe, Elektrogeräte, Chemikalien, Arzneimittel, Getränke und Textilien). Doch was Rio für Einheimische wie Touristen so außergewöhnlich anziehend macht, ist sein buntes Angebot zur Freizeitgestaltung und Erholung, sind die weltbekannten Strände (wie Copacabana und Ipanema), die herrliche Bucht von Guanabara, die zu den schönsten der Welt gehört, und das wunderbar warme Klima, in dem nur Frühling und Sommer herrschen.

Brasilia (Distrito Federal) (Einwohner: 2,92 Mio.)

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwogen die Regierungen des Landes mit unterschiedlichem Engagement, den Regierungssitz von Rio de Janeiro ins Binnenland zu verlegen, um vor Angriffen von der Seeseite aus sicher zu sein. Die erste Verfassung der Republik (1891) legte bereits fest, daß der zukünftige Regierungssitz in einem Rechteck im Staat Goiás, dem Herzen des Landes errichtet werden sollte. Doch erst nach achtjährigen Vermessungsarbeiten begann man 1956 unter Präsident Juscelino Kubitschek mit der eigentlichen Planung und dem Bau der neuen Hauptstadt. Brasília liegt im 5.814 Quadratkilometer großen, aus dem Staat Goiás herausgetrennten Bundesdistrikt auf einem dünn besiedelten, 1.100 Meter hohen Plateau, 1.200 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt. Den für die Gesamtgestaltung der Hauptstadt ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der brasilianische Architekt und Städteplaner Lúcio Costa. Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer entwarf die wichtigsten Regierungsgebäude. Der Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx plante die städtischen Anlagen und brachte als Kontrast zur trocken-gelben Savannenvegetation der Umgebung sattes Grün in die neue Hauptstadt, die am 21. April 1960 offiziell eingeweiht wurde.

Salvador (Einwohner: 2,86 Mio.)

Die heutige Hauptstadt des Staates Bahia, Salvador, war der erste bedeutende Hafen und fast zweihundert Jahre lang Hauptstadt des kolonialen Brasilien. Die Stadt liegt zwischen tropisch-grünen Hügeln und breiten Stränden entlang der Baía de Todos os Santos (Allerheiligenbucht). Sie ist auf zwei Ebenen angelegt: Die Verwaltungsgebäude und Wohngebiete wurden auf dem Hügelland errichtet, die Festungsanlagen, Docks und Lagerhäuser dagegen in den Strandgebieten. Bis heute ist Salvador in eine Ober- und eine Unterstadt geteilt. Von 1500 bis 1815 blieb Salvador der betriebsamste Hafen des Landes. Ein Großteil des Zuckers aus dem Nordosten sowie Gold und Diamanten aus den Bergwerken des Südens nahmen ihren Weg über Salvador. In diesem für die Stadt „Goldenen“ Zeitalter entstanden prächtige Wohnhäuser und Kirchen mit üppigem Goldschmuck. Viele der Barockkirchen, Privathäuser, öffentlichen Plätze und sogar die von Hand behauenen Pflastersteine sind als Teil des brasilianischen Kulturerbes erhalten geblieben.

Deutlicher als irgendwo sonst im Land ist in Salvador der afrikanische Einfluß auf die brasilianische Kultur spürbar geblieben: Von den scharf gewürzten Speisen, die immer noch mit ihren afrikanischen Namen (Caruru, Vatapá, Acarajé) bezeichnet werden, über die Candomblé-Zeremonien zu Ehren afrikanischer Gottheiten und katholischer Heiliger gleichermaßen, bis zu den Capoeira-Schulen, in denen eine einzigartige afrikanische Form des rituellen Kampfes gelehrt wird.

Fortaleza (Einwohner: 2.68 Mio.)

Fortaleza ist die Hauptstadt des im brasilianischen Nordosten gelegenen Bundesstaates Ceara, das um 1600 gegründet und im 17. Jahrhundert zeitweilig unter niederländischer Herrschaft. Der wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt ist Handel. Daneben sind Industriezweige wie Textilien, Leder, Schuhe und Lebensmittel sowie Tourismus zu nennen. Die Stadt verfügt über einen internationalen Flughafen, einen Seehafen und verschiedene öffentliche (auf Bundes- und Landesebene) Universitäten.

Belo Horizonte(Einwohner: 2,52 Mio.)

Belo Horizonte, die erste Stadt Brasiliens, die auf dem Reißbrett entstand, wurde eigens als Hauptstadt des Staates Minas Gerais entworfen. Die Schönheit ihrer breiten, baumbestandenen Alleen und ihrer sorgfältig geplanten Vororte ist jedoch von dem allgemeinen Verstädterungsprozeß des Landes beeinträchtigt worden. Belo Horizonte hat sich zum Verteilungs- und Verarbeitungszentrum einer an Landwirtschaft und Bergbau reichen Region und zum Mittelpunkt einer expandierenden Industrie entwickelt. Produziert werden hauptsächlich Stahl, Stahlprodukte, Kraftfahrzeuge und Textilien. Daneben werden Gold, Mangan und Edelsteine aus dem Umland weiterverarbeitet. Darüber hinaus ist Belo Horizonte mit drei Universitäten, seinem Historischen Museum, einer Vielzahl von Bibliotheken und Sportstadien auch ein führendes Kulturzentrum. Das Klima ist angenehm erfrischend und kühl.

Manaus (Einwohner 2,208 Mio.)

Manaus ist die Hauptstadt und die mit Abstand größte Kommune im Bundestaat  Amazonas. Die Stadt legt im Amazonasdschungel, nahe am Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimoes im Nordwesten Brasiliens. Manaus wurde 1669 von Portugiesen gegründet. Heute ist Manaus ein wichtiger Hafen, zentrale Drehscheibe und Versorgungsstützpunkt im Amazonasgebiet sowie Sitz
mehrerer Universitäten und Forschungsinstitute. In der 1957 gegründeten Freihandelszone haben sich zahlreiche Industrieunternehmen angesiedelt.

Curitiba (Einwohner: 1,95 Mio.)

Curitiba, die Hauptstadt des aufblühenden Staates Paraná, wurde in 914 Meter Höhe auf der Hochebene der Serra do Mar erbaut. Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben das frische Klima und die malerische Lage der Stadt Einwanderer slawischer, deutscher und italienischer Herkunft angezogen. Curitiba wächst seit 1950 rapide. Doch trotz der raschen Entwicklung zur Großstadt hat es Curitiba verstanden, seine Lebensqualität zu wahren und gilt als Modell für eine gelungene Verkehrs- und Umweltpolitik. Ihren Wohlstand verdankt die Stadt ihrer Funktion als Handels- und Verarbeitungszentrum für die expandierende Land- und Viehwirtschaft des Hinterlandes.

Recife (Einwohner: 1,65 Mio.)

Recife wurde als Hafen entlang weißer, von tropischen Palmen gesäumter Sandstrände angelegt und leitet seinen Namen von den der Küste vorgelagerten Korallenriffen ab. Die schnell wachsende Metropole und heutige Hauptstadt des nordöstlichen Staates Pernambuco ist von vielen Wasserwegen durchzogen und durch zahlreiche Brücken verbunden und wird deshalb auch als das „Venedig Brasiliens“ bezeichnet. Zum Fang auf offener See fahren die einheimischen Fischer in ihren nur mit großem Geschick zu manövrierenden Jangadas aus, den groben Holzflößen, die mit wunderschönen, für diese Gegend typischen Segeln ausgestattet sind. Recife ist Exporthafen für Zucker, Baumwolle und Kaffee.

Belém (Einwohner: 1,53 Mio.)

Belém liegt etwa 100 km flussaufwärts von der Atlantikküste und ist die Hauptstadt sowie die größte Stadt des Bundestaates Pará im Norden Brasiliens. Die Stadt wurde 1616 von Portugiesen gegründet und war die erste europäische Ansiedlung in Amazonien. Seit 1775 zu Brasilien gehörig ist sie das Tor zum Amazonas und auch daher ein bedeutender Hafen, Flughafen und Verkehrsknotenpunkt. Ein erheblicher Teil der im Amazonasgebiet erzeugten, geernteten oder sonst gewonnen Produkte wird über Belém verschifft. Die Stadt hat mehrere Universitäten und Forschungsinstitute.

Goiânia (Einwohner: 1,53 Mio.)

Goiânia ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundestaates Goiás und liegt in Zentralbrasilien auf einer Hochebene etwa 750 m über dem Meeresspiegel. Die 200 km von Brasilia entfernte Stadt wurde erst 1933 gegründet und ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Eisenbahn (Fracht) -und Busverkehr. Die Stadt ist ein bedeutendes Versorgungszentrum für die umliegenden Landwirtschaftsgebiete, weist einige Industrieunternehmen auf und ist Sitz zweier Universitäten.

Porto Alegre (Einwohner: 1,49 Mio.)

Porto Alegre, Hauptstadt des Staates Rio Grande do Sul, ist die größte Stadt im Süden Brasiliens. Sie wurde 1742 von Einwanderern von den Azoren gegründet. Seit dem 19. Jahrhundert ließen sich dort auch zahlreiche deutsche und italienische Siedler nieder. Aufgrund der günstigen Lage am Zusammenfluß von fünf Flüssen hat sich Porto Alegre zu einem bedeutenden Hafen und einem der großen Industrie- und Handelszentren Brasiliens entwickelt. Erzeugnisse des an Agrar- und Weidewirtschaft reichen Hinterlandes, wie Leder, Rindfleischkonserven und Reis, werden über Porto Alegre bis nach Afrika und Japan exportiert.

Die offizielle Landessprache Brasiliens ist Portugiesisch. Mit Ausnahme der Idiome, die von indigenen Völkern und Gruppen in ihren Gebieten gesprochen werden, ist Portugiesisch Umgangssprache. Regionale Dialekte existieren nicht, wobei indigene Sprachelemente häufig Einfluß auf regionale Sprechweisen genommen haben. Brasilien ist das einzige Land Südamerikas, in dem portugiesisch gesprochen wird.

Die brasilianische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Mit der Ausrufung der Republik im Jahre 1889 gab es keine Staatskirche mehr. Noch 1996 erklärten rund 83% der Bevölkerung ihre Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche, die seitdem deutlich geschrumpft ist: Im Jahre 2018 waren es nur noch 54%, während bereits über 25% sich als evangelisch bezeichneten. Meist handelt es sich dabei um Anhänger evangelikaler Gruppen (z.B. Pfingstkirchen), die einen ungebrochen starken Zulauf nicht nur in den Armenvierteln verzeichnen. Auch wenn die Evangelikalen in verschiedenen Kirchen und Gruppen organisiert und keinesfalls monolithisch sind, ist in den letzten Jahren eine deutlich stärkere Teilhabe am politischen Geschehen und spätestens seit 2018 ein Rechtsrutsch zu beobachten. Dies führte in den Wahlkämpfen 2018 und 2022 dazu, dass Evangelikale mit großer Mehrheit für Jair Bolsonaro stimmten.

Candomblé wurde vom 16. bis zum 19. Jahrhundert von den Yoruba-Sklaven aus Nigeria und Benin in Brasilien eingeführt. Heute nehmen zahlreiche Brasilianer aus allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schichten sowohl an christlichen Gottesdiensten als auch an Candomblé-Ritualen teil. Schätzungen gehen davon aus, daß nahezu 70 Mio. Brasilianer Candomblé praktizieren. Wichtigster Festtag der Candomblé-Anhänger ist der Meeresgöttin Iemanjá gewidmet, er wird in Bahia am 2. Februar begangen. Umbanda, ein Kult, der sich aus Candomblé entwickelt und mit christlichen und spiritistisch-kardecistischen Vorstellungen vermischt hat, ist ebenfalls weit verbreitet.